StartseitePfeilLand und LeutePfeilOstpreussens
Regionen Ostpreußens
 
Die Freunde Masurens
 

Ja, man darf mit Fug und Recht von den Freunden der masurischen Landschaft sprechen, überall in Deutschland, nicht nur unter den Ostpreußen, begegnet man jetzt Menschen, die sich in besonderer Liebe mit Masuren verbunden fühlen. Da gibt es so manchen Soldaten des Ersten Weltkrieges, dem diese Landschaft zu einem unvergeßlichen Erlebnis wurde, so manchen Naturfreund und Erholungsuchenden, der das Land der tausend Seen durchwanderte.

Bald nach dem Ersten Weltkrieg, als das schwergeprüfte Land wieder aufgebaut worden war, wurde auch Masuren immer mehr dem Fremdenverkehr erschlossen. Die mit Reichtümern wahrlich nicht gesegnete Bevölkerung nahm diese Gelegenheit zu einem Nebenverdienst mit freudigem Eifer auf. Die Bewohner wußten sich auch bald den Erfordernissen der Zeit anzupassen. So manches stilvolle, gepflegte Gästehaus, in dem man bei aller modernen Betriebsamkeit doch noch immer etwas von der mit Recht gerühmten Herzenswärme ostpreußischer Gastfreundschaft spürte, war der beste Beweis dafür. Man denke nur an die Gästehäuser am Marinowosee, in Rudczannv, in Treuburg, und schon wird die Erinnerung wach an vielerlei ostpreußische Nationalgerichte, an herzhaften Maitrank und süßen Bärenfang, an zarte Edelfische und rotgepanzerte Krebse.

Im übrigen war ja die Verbindung von Wasser und Wald, die Weite und Ruhe der Landschaft das ideale Gebiet für den erholungsuchenden Städter. In den abgelegenen Schluchten und Kesseln, die noch unberührt von der kultivierenden Hand des Menschen waren, die „sich in ihrer ursprünglichen, tausendjährigen Schönheit erhalten hatten", wie Dr. Hilbert aus Sensburg, ein besonderer Kennerder masurischen Pflanzenwelt schreibt, konnte der Naturfreund so manche Seltenheit entdecken. Am Muckersee sahen wir die gewaltige Königskiefer, die drei Männer gerade umspannen konnten, in Steinort bei Angerburg die Allee jahrhundertealter Eichen und in Lindenort den riesigen Wacholderbaum, von dem es heißt, er sei der größte in ganz Europa. Auch den zierlichen Frauenschuh, eine in Deutschland nur seltene Orchideenart, fanden wir auf unseren Wanderwegen. Aus den Tiefen der Wälder dröhnte in herbstlichen Nächten der röhrende Brunftschrei der Hirsche, und über die Felder ging der Flug der Kraniche hinweg, und Adler, Reiher und Milane und auch die seltenen Kolkraben und schwarzen Störche kreisten in der blauen Luft. Weiße Schwäne brüteten in der Verborgenheit des grünen Schilfs, und dunkle Kormorane fielen im Gleitflug nieder und ließen sich wiegen von den Wellen der Seen, in deren glasklaren Fluten blitzenden Wolken gleich eine Legion von Fischen hin- und her schoß.

Vor allem aber sei hier der Freunde des Wassersports gedacht, der Paddler, die in kilometerlangen, oft wild bewegten, oft sehr romantischen Fahrten diese leisesten Straßen der Welt „durchwanderten"; der Segler, die sich in schneeweißen Booten auf den blauen Fluten tummelten, und schließlich sei auch der Freunde des männlich-harten Eissegelsports gedacht. Gejagt von den östlichen Stürmen, sausten sie mit blitzenden Kufen über die weiten, durch die verschneiten Ufer schier ins Unendliche wachsenden Eisflächen hinweg, in Geschwindigkeiten, die Raum und Zeit zu überwinden schienen.

Zu den Freunden Masurens muß man aber auch die Künstler zählen, die das Gesicht dieser Landschaft zu gestalten versuchten. Von den Malern, die sich an der Farbigkeit der sommerlichen Schönheit, an der Glut der herbstlichen Wälder begeisterten, seien Alfred Partikel, Julius Freymuth und Eduard Bischoffgenannt, dazu der jetzt bei München lebende Robert Hoffmann, der nicht nur von Geburt, sondern in seiner Vitalität und seiner Wesensart nach ein ganz „echter" Masure ist.

Dichter der masurischen Heimat sind die Brüder Fritz und Richard Skowronnek, gestorben in den dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts. In zahlreichen Romanen und Erzählungen haben sie die masurische Landschaft und ihre Menschen geschildert.

Kinder des Landes sind auch Frieda Jung und Walter von Sanden, der Herr von Guja, der liebende Freund von allem, was in und über den Wassern lebt. Masurens größter Sohn, Ernst Wiechert, weit über die Grenzen der deutschen Heimat bekannt, wurde im Forsthaus Kleinort, Kreis Sensburg, 1887 geboren und starb wenige Jahre nach dem 2. Weltkrieg. Viele seiner Romane, vor allem die „Jerominkinder", sind seiner masurischen Heimat entwachsen, wie auch die Selbstbiographie „Wälder und Menschen".

Von den ostpreußischen Schriftstellern, die sich dem Land Masuren in besonderer Liebe verbunden fühlten, sei neben Hansgeorg Buchhoitz und Fritz Kudnig als Vertreter der jüngeren Generation noch Siegfried Lenz genannt. Auch die weniger bekannte, in Alt-Ukta aufgewachsene, ertaubte Dichterin Gertrud Liebisch, die in der Fremde vor Heimweh nach den Wäldern ihrer Kindheit starb, sei nicht vergessen.

Das Werk aller, sei es groß oder klein, ist dem Land der dunklen Wälder gewidmet und wird davon künden, wie kurz oder wie lange, - es ist gleich. -

 

Geändert am 01.06.2000
http://www.ostpreussen-info.de - Kompetente Informationen für Ostpreußen
 

StartseitePfeilLand und LeutePfeilOstpreussens Zum Seitenanfang