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Kirchen und Burgen im Ermland
 

Die Besiedlung des Ermlandes wie des ganzen Ordenslandes erfolgte mit einer gewissen Großzügigkeit, die der weiträumigen Landschaft entsprach.

Die Bauern erhielten größere Grundstücke, als ihre Väter in Westdeutschland besaßen, die Städte wurden planmäßig mit geraden Straßen angelegt, sie hatten einen großen Marktplatz, und in seiner Mitte stand das behäbige Rathaus, der Stolz der Bürger. Die Kirchspiele waren ausgedehnter als in West- und Süddeutschland, die Dorfkirchen geräumig, in den Städten hohe, stattliche Hallenkirchen, allen voran die Pfarrkirche St. Katharina in Braunsberg (erbaut 1346-1442) und die Domkirche des Kollegiatstifts zu Guttstadt (1373-1396). Nur die Wormditter Kirche (geweiht 1379, erweitert im 15. Jahrhundert) hatte statt der Seitenschiffe an jeder Langseite eine Reihe von Kapellen, übertroffen wurden alle Gotteshäuser des Ermlandes von der Kathedrale „Unserer Lieben Frau" am Frischen Haff, diesen „Dom am Meer" hat man mit Recht ein Meisterwerk der Backsteingotik genannt. Der Name Frauenburg ist in der ganzen Welt bekannt, denn hier lebte der berühmte Domherr Nikolaus Kopernikus (1473-1543).

Alle diese Kirchen und auch die ermländischen Burgen wurden im Stil der Backsteingotik errichtet, viele zeigen den charakteristischen Treppengiebel oder Staffelgiebel sowie Blenden und geputzte Bänder, wie zum Beispiel in Wuslack. Der größte Förderer der Bauten war der Fürstbischof Heinrich III. Sorbom (1373 bis 1401), ein Zeitgenosse des Hochmeisters Winrich von Kniprode (1351-1382), unter dessen glanzvoller Regierung das Ordensland seine Blütezeit erlebte. Zur Zeit Heinrich Sorboms schritten auch die Arbeiten an den ermländischen Burgen rasch vorwärts, namentlich an seinem Residenzschloß Heilsberg.

Im 16. Jahrhundert zog der Barockstil ins Ermland ein. Damals bauten die Jesuiten in Braunsberg das Steinhaus (1691-1694) und fast gleichzeitig die Wallfahrtskirche in Heiligelinde (1687-1693), die östlichste deutsche Barockkirche, bald danach entstand die Wallfahrtskirche in Crossen (1715-1720). In jener Zeit setzte man die kecken Dachreiter auf die Kirchen und Rathäuser, damals erhielten der Glockenturm des Frauenburger Domes (1683-1687) und der Turm der Heilsberger Pfarrkirche (um 1700) ihre „welschen Hauben". In Bischofstein, Bischofsburg und Wartenburg brannten die Kirchen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aus und wurden im Stil der Zeit erneuert und erweitert. Der neue Geschmack setzte sich immer mehr durch. Nach und nach erhielten die meisten Kirchen barocke Ausstattung mit reicher Vergoldung, so hatten wir im Ermland viele gotische Kirchen mit barocken Altären und Kanzeln.

Vor 600 Jahren strichen unsere Vorfahren die Ziegel selbst und bauten mit sehr bescheidenen Mitteln die wuchtigen Türme, die schönen Giebel und die hohen Gewölbe. Aber sie hatten einen natürlichen Kunstsinn und entwickelten einen guten Geschmack, um den wir sie beneiden. Und unsere Väter haben solide Arbeit geleistet, die meisten Kirchen des 14. Jahrhunderts waren bis 1945 wohl erhalten, gut gepflegt und reich ausgestattet. Wurde ein Neubau notwendig, so wählte man im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert den neugotischen Stil, wie zum Beispiel bei der Kirche in Mehlsack und der Herz-Jesu-Kirche in Allenstein und in etlichen Dörfern. Die roten Ziegelbauten der Neugotik fand man auch bei vielen Kirchen der Diaspora. Erst in den letzten Jahrzehnten suchte man neue Formen zu entwickeln.

 

Geändert am 01.06.2000
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