StartseitePfeilLand und LeutePfeilOstpreussens
Regionen Ostpreußens
 
Historischer Überblick über das Bistum Ermland
 

1243 hatte der Papst gefordert, daß in Preußen vier Diözesen errichtet würden. So schlug 1251 die Geburtsstunde für das Fürstbistum Ermland - das die späteren Kreise Braunsberg, Heilsberg, Rössel und Allenstein umfaßte.

An der Spitze des Fürstbistums stand der Bischof in doppelter Funktion, als Kirchen- und als Landesfürst. Er war der höchste Geistliche in seinem kirchlichen Verwaltungsbezirk, war aber auch, wie überall im Reich, Landesherr über einen Teil der Diözese, das sogenannte Fürstbistum.

Ein Drittel des Bistums war bei dessen Gründung dem Domkapitel unterstellt worden. Auch dieses besaß in seinem Teil Landeshoheit. Seit 1288 war der Sitz des Domkapitels Frauenburg am Frischen Haff. Als das Bistum 1346 endgültig aufgeteilt wurde, unterstanden dem Domkapitel die Kammerämter Frauenburg, Mehlsack und Allenstein. Der Bischof von Ermland residierte seit 1350 in Heilsberg.

Dem Frauenburger Domkapitel gehörten sechzehn geistliche Herren an, unter ihnen vier Prälaten des Dompropstes, Domdechanten, Domkustos und Domkantor.

Da das Kapitel seine landesherrlichen Rechte nicht als Kollektiv wahrnehmen konnte, bestellte es alljährlich am Allerheiligentage einen Domherren zum Kapiteladministrator oder Landpropst. Dieser verwaltete die Bezirke Mehlsack und Allenstein von der Kapitelburg Allenstein aus. Beide selbständigen Landesherren des Fürstbistums - der Bischof wie auch das Domkapitel - waren hinsichtlich der Verwaltung, Gesetzgebung und Gerichtswesen eigenmächtig. Der militärische Schutz des Fürstbistums - seine Außenpolitik also - oblag dem Deutschen Orden. Sein Hochmeister nannte sich Schirmvogt des Bistums.

Nach der Niederlage des Ordens bei Tannenberg im Jahr 1410 nahm die Unzufriedenheit der Städte im Preußenland wie auch der Adelsgeschlechter mit dem Regiment des Ordens rasch zu. Auf Geheiß von Kulm und Thorn schlössen diese sich am 21. Februar 1440 zu „Nutz und Frommen Gott zu Lobe, dem gnädigen Herrn Hochmeister, seinem Orden und Landen zu Ehren" zum Preußischen Bund zusammen. Dieser wurde am 15. März 1440 in Marienwerder besiegelt.

Als Hochmeister Paul von Rußdorf, der den Bund gebilligt hatte, am 2. Januar 1441 abdanken mußte, rebellierten unter der Führung des mächtigen Thorn die preußischen Städte wider die Herrschaft des Ordens. Selbstbewußt stellten sie Forderungen, vor allem auf den Gebieten der Wirtschaft und Sozialordnung. Sie hatten es satt, sich länger von den Rittern bevormunden zu lassen. Sie waren es leid, dafür Abgaben zu zahlen. Sie bestanden auf ihren Rechten.

Da der Orden ihren Wünschen nicht freiwillig nachgab, kam es zum Abfall des Bundes vom Orden. Die drei Städte Thorn, Elbing und Danzig erhielten unabhängig voneinander 1457 den Status einer „freien Stadt", unter der nominellen Oberhoheit König Kasimirs IV. in dessen Eigenschaft als Herzog von Preußen und im Verbund mit dem Preußenland. Sie waren weiterhin im Landtag und Landesrat vertreten, führten ihre eigene Außenpolitik, unterhielten eigene Truppen, hatten eine eigene Flagge und prägten, was das Wichtigste für sie war, eigene Münzen. Wie gut ihnen die Freiheit bekam, zeigte sich im 16. Jahrhundert. Danzig zählte bereits 60 000 Einwohner.

Dem Orden bekam der Widerstand der Städte schlecht. Er geriet in arge Geldschwierigkeiten, so daß der Hochmeister 1457 gezwungen war, seinen Hochmeistersitz, die Marienburg, an seine Söldner zu verpfänden, die ihr Pfand, als er es wieder einlösen wollte, an den mehrbietenden König verkauften. Es war für Kasimir IV. aus der Dynastie der Jagellonen ein Triumph, als er hier einziehen konnte. Dem Hochmeister blieb nichts anderes übrig, als nach Königsberg überzusiedeln.

1464 unterstellte sich auch das Ermland aus freien Stücken König Kasimir IV. in dessen Eigenschaft als Herzog der Lande Preußen, behielt die innere Verwaltung ebenfalls in eigener Hand und überließ dem Monarchen allein die Schutzherrschaft über das Bistum. Es änderte sich damit nur wenig, an die Stelle des Hochmeisters war der König getreten, doch der König war mächtiger und bot dem Bistum sichereren Schutz.

Dieses wurde in dem nie ganz rechtswirksam gewordenen Zweiten Thorner Frieden von 1466 für das westliche Preußen, das fortan auch Königlich Preußen genannt wurde, wie für das Ermland bestätigt. Der Orden verlor das Kulmer Land und Pomerellen, das Gebiet um Marienburg, Christburg und Elbing. Das Bistum Kulm wurde kirchenrechtlich dem Bistum Gnesen unterstellt.

Das Ermland blieb selbständig unter der Oberhoheit des Königs. Dem Hochmeister des Deutschen Ordens wurde auferlegt, dem König als „polnischer Reichsrat" den Treueid zu leisten. Kaiser Friedrich III. und Papst Paul II. weigerten sich jedoch, diesem Friedensschluß ihre Zustimmung zu geben.

Am 5. August 1772, bei der Ersten Teilung Polens, fiel das Ermland an Preußen und teilte seitdem dessen Geschichte. 1945 wurde es, nach Ausgang des II. Weltkrieges, von den Russen besetzt und später polnischer Verwaltung unterstellt.

Im Jahre 1972 wurde im Rahmen der Neuregelung der Ost-Diözesen durch den Vatikan, unter Berufung auf den zuvor ratifizierten Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik Polen erstmals ein polnischer Bischof für die Diözese Ermland eingesetzt.

GEORG HERMANOWSKI

 

Geändert am 01.06.2000
http://www.ostpreussen-info.de - Kompetente Informationen für Ostpreußen
 

StartseitePfeilLand und LeutePfeilOstpreussens Zum Seitenanfang